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Species: Bücherwürmer mit Fernweh

Bücherwürmer gehören nicht zur Art der Gattung „Homo Economicus“ und William Morris (1834-1896), ein Bibliophiler par excellence, formulierte das seiner Zeit so:

„Das ideale Buch, denke ich, sollte als ein Buch verstanden werden, dass nicht den kommerziellen Preiserfordernissen nachgibt. Vielmehr sollten wir mit ihm tun können, was wir mögen, ganz, wie es seine Natur erfordert und diese ruft nach Kunst.“

Nun, da unser neues Buch über Okinawa beim Buchbinder ist, wollen wir gestehen, dass wir erneut bar jeder ökonomischen Vernunft ein aufwendig verziertes Buch in Auftrag gegeben haben. Wie schon bei unserem Buch über Kansai haben wir uns vom Werk Emil Orliks (1870-1932) inspirieren lassen, einem tschechischen Jugendstilkünstler, der wunderschöne Illustrationen zu den Büchern des berühmten Japanreisenden Lafcadio Hearn (1850-1904) schuf.

Die Nachahmung des historischen Vorbilds war und ist auch eine technische Herausforderung für die Druckerei, denn die Grafik auf dem Einband besteht aus einer Kombination von Druck und Farbprägung, die in separaten Schritten ausgeführt wird. Da ist Passgenauigkeit auf den Millimeter gefragt, wenn das Bild am Schluss perfekt zusammengesetzt sein soll.

Bild 1: Der Prägestempel für die Farbprägung

Im ersten Schritt entsteht die Farbprägung. Dafür wird nach unserer Grafikvorlage ein Messingstempel angefertigt, der, erhitzt und mit Prägefolie überzogen, ein farbiges Relief in das Papier presst. Damit das Ergebnis auf Deckel und Buchrücken gleichmäßig ausfällt, müssen Temperatur, Prägegeschwindigkeit und Druck perfekt auf die Eigenschaften von Einbandpapier und Prägefolie eingestellt werden. Das erfordert Können, Bastelei, Geduld und – beileibe keine Selbstverständlichkeit - das Vorhandensein alter Prägemaschinen. Die meisten sind nämlich mittlerweile auf dem Schrotthaufen gelandet. Ihr Einsatz lohnt schlicht nicht mehr, da der manuelle Aufwand sehr hoch und damit teuer ist. Die Kabel der Prägemaschine unserer Druckerei waren auch schon gekappt, aber zum Glück brachten die Inhaber, gelernte Buchdrucker, es doch nicht übers Herz, sie als Sekundärrohstoff zu deklarieren. Im zweiten Schritt wird das geprägte und getrocknete Einbandpapier dann bedruckt. Im dritten Schritt wird nochmals geprägt. Nun erhält die Grafik für den Buchdeckel noch einen blinden Rahmen.

Bild 2: Gehört immer öfter zum alten Eisen: die Prägemaschine

Die Wahl des Papiers für Einband, Vorsatz und Textblock ist ebenfalls kein Pappenstil. Immerhin gibt es über 3000 verschiedene Sorten: beschichtet oder unbeschichtet, holzfrei oder nicht, verschiedene Farben, Papierstärken und dergleichen. Unsere Wahl fiel wegen der angenehmen Haptik, der Ähnlichkeit mit der historischen Vorlage sowie wegen des Japan-Papiereffektes erneut auf Bugra-Büttenpapier, was Einband und Vorsatz anbelangt. Der Textblock kommt wieder auf Alster-Werkdruck und die Farbfotos auf beschichtetes Fotopapier wegen der Brillianz.

Bild 3: Einbandpapier mit Farbprägung für Deckel und Buchrücken

Mit den Farben haben wir gespielt. Okinawa kommt nicht wie das Saigoku-Buch in einem schlichten Zen-Beige mit gold-schwarzem Prägedruck daher. Das Okinawa-Buch soll vielmehr die subtropische Farbenvielfalt widerspiegeln: Für den Einband wählten wir zinnoberrot und für den Vorsatz saphirblau, denn sie erinnern an die traditionellen Ziegeldächer und die Farbe des ufernahen Meereswassers an sonnigen Tagen. Außerdem ist die Goldprägung einer metallisch-blauen gewichen. Kapitalbändchen und Leseband sind ebenfalls blau. So kann das Meer auf jeder Seite rauschen.

Unser Okinawa-Buch ist voraussichtlich ab 3. März 2015 im Buchhandel und über die Webseite zu einem Preis von 24,90 Euro erhältlich. Für Bestellungen, die uns bis zu diesem Termin erreichen, gewähren wir einen exklusiven Preisvorteil von 5 Euro. Der Subskriptionspreis beträgt 19,90 Euro (zzgl. Versandkosten von 2,40 Euro). Bestellungen können gern direkt als Email an uns gehen.